Es gibt in der Tourismusbranche viele spannende Jobs im mittleren und Top-Management, bei denen es auf die akademische Qualifikation ankommt. Hier kann ein MBA Studium Tourismus(management) oder, als Alternative, ein generalistischer MBA, der entscheidende Vorsprung sein.
Ein MBA ist primär ein betriebswirtschaftliches Managementstudium. Im Laufe der Zeit wurden zusätzlich branchenspezialisierte MBAs eingeführt, wie eben der Tourismus MBA. Für welche Variante Sie sich entscheiden, hängt vor allem von Ihren Karrierezielen ab:
Spezialisiertes Tourismus MBA Studium
Hierbei handelt es sich um ein betriebswirtschaftliches Grundlagenstudium, kombiniert mit vielfältigen tourismusspezifischen Inhalten. Dazu gehören beispielsweise Tourismusmarketing, Reiseveranstaltermanagement, Destinationsmanagement oder Gesundheitstourismus. Ergänzt wird das Studium meist durch thematisch verwandte Branchenbereiche, wie Event- oder Hotelmanagement.
Vorteil: Perfekte Verknüpfung von Managementstudium und Tourismusinhalten. Geeignet für alle, die ganz gezielt nach einer Qualifikation suchen, um in der Tourismusbranche weiter voranzukommen.
Nachteil: Bei einem Wechsel in eine andere Branche profitiert man nicht ganz so stark vom MBA.
Generalistischer MBA
Hierzu zählen MBA-Studiengänge, die sich gezielt nur mit grundsätzlichen betriebswirtschaftlichen Inhalten beschäftigen und diese nicht anhand einer speziellen Branche vermitteln. Dazu gehören meist Fächer wie Marketing, Personal, VWL, Rechnungswesen, Investition, Controlling und Unternehmensführung.
An deutschen Hochschulen gibt es nur wenige Tourismus MBA-Studiengänge. Aber es gibt die Möglichkeit, an ausländischen Hochschulen ein Studium aufzunehmen – denn die Programme werden als Fernstudium angeboten.
Prinzipiell gibt es beim Tourismus MBA drei Studienformen:
Tourismus MBA als… | Ablauf | Anforderung |
Vollzeitstudium | Dies ist das „klassische” Studium. Sie sind von Hauptberuf „Student” und besuchen werktags die Vorlesungen. | Eine Berufstätigkeit ist, wenn überhaupt, nur in stark reduziertem Umfang möglich. Dafür ist die Studienzeit kürzer als bei anderen Varianten. |
Berufsbegleitendes Präsenzstudium | Der überwiegende Teil der Studieninhalte wird als Vorlesung oder Seminar vermittelt. Als Studierender sind Sie also verpflichtet, zu bestimmten Zeiten im Hörsaal zu sitzen. Diese Zeiten sind meistens am Wochenende (freitags bis sonntags), teilweise gibt es aber auch eine ganze Woche Unterricht. | Der Studienort sollte nicht allzu weit von Ihrem Zuhause entfernt liegen, da sie sich dort regelmäßig einfinden müssen.
Vorteil: Lernen durch Vorlesungen und zusammen mit anderen ist für viele Studierende einfacher, als sich alles selbst beizubringen. |
Fernstudium | Sie bringen sich den überwiegenden Teil der Lehrinhalte selber zu Hause mittels Studienheften, digitalen Hilfen, etc. bei. Teilweise gibt es ergänzende Präsenzkurse. | Wichtig ist, sich selbst zum Lernen motivieren zu können – das unterschätzen viele. Der Arbeitsaufwand liegt bei ca. 10-15 Stunden pro Woche über ca. zwei Jahre hinweg.
Vorteil: Man ist räumlich und zeitlich absolut flexibel. |
Es gibt große Unterschiede zwischen den Studienformen, was den Verlauf und die Dauer des Tourismusmanagement MBA Studiums angeht.
Einige Beispiele:
Das International Graduate Center der Hochschule Bremen bietet den einzigen Vollzeit-MBA in Tourismus an. Vorteil: Nach einem Jahr hat man die Vorlesungen hinter sich und schreibt im 3. Semester die Abschlussarbeit.
Die Hochschule Koblenz bietet hingegen ein Tourismus MBA Fernstudium an. Ergänzend zu den Studienbriefen, die man sich im Selbststudium erarbeitet, werden freiwillige Präsenzveranstaltungen an 4-5 Samstagen pro Semester angeboten. Ebenfalls als Fernstudium konzipiert ist der MBA „Tourismus, Wellness- und Veranstaltungsmanagement” der Donau-Uni Krems (Österreich). Hier stehen 3 x 3 Tage Präsenzvorlesungen pro Semester auf dem Studienplan.
An der Hochschule Worms sind im berufsbegleitenden Studium pro Semester elf Anwesenheitstage (davon drei Samstage) vorgesehen. Hier wird ein Großteil der Studieninhalte vermittelt. Ergänzend ist aber auch das Selbststudium nötig.
Man kann den Tourismus MBA sogar ohne Erststudium beginnen. An der Hochschule Koblenz und der Hochschule Worms ist eine Immatrikulation möglich, wenn man die Hochschulreife, mehrere Jahre Berufserfahrung und eine bestandene Eignungsprüfung vorweisen kann. Auch an der Donau-Uni Krems gibt es ähnliche Studienvoraussetzungen, bei denen kein Bachelor oder Diplom vorausgesetzt wird.
An allen anderen Hochschulen benötigt man einen ersten Studienabschluss und mehrere Jahre Berufserfahrung. Zusätzlich wird teilweise ein Englischnachweis, wie der TOEFL, oder der Managementtest GMAT gefordert.
Ein MBA ist nie günstig. Beispielhaft haben wir die Kosten verschiedener Tourismus MBAs zusammengestellt:
- Hochschule Koblenz: 9.600 Euro
- Donau-Uni Krems: 11.900 Euro
- International Graduate Center (Hochschule Bremen): 12.500 Euro
- Hochschule Worms: 19.200 Euro
Immerhin können die hohen Kosten von der Steuer abgesetzt werden.
Wie präsentiert sich das Studium abseits der Hochglanzbroschüren? Wir wollten hinter die Kulissen blicken und haben via Xing dutzende Absolventen um einen Erfahrungsbericht gebeten. Da nicht jeder Befragte namentlich erkennbar sein wollte, veröffentlichen wir meist nur die Vornamen. Alle Erfahrungsberichte sind aber zu 100% echt und unabhängig.
-
Susanne, MBA International Tourism Management an der HS Bremen
Darum habe ich mich für ein MBA Studium entschieden:
"Ich habe immer beabsichtigt, einen Master zu absolvieren. Leider stellten die angebotenen konsekutiven Master für mich nur eine Zusammenfassung des Bachelors dar. Das Masterstudium im Tourismus machte daher wenig Sinn für mich, da ich den Bachelor ja bereits im Tourimusmanagement erworben hatte. Zudem wollte ich meine sozialen Kompetenzen (Interkulturelle, Führung, etc.) verbessern.
Auf der Suche nach dem idealen Master bin ich also auf den MBA in Bremen gestoßen. Hier werden kleine Kurse angeboten. Die Kommilitonen kommen aus der ganzen Welt und haben verschiedene berufliche Erfahrungen. Diese Mischung hat den Studiengang für mich so besonders gemacht."
Der MBA hat sich für mich gelohnt / nicht gelohnt, weil...
"Ich würde diese Art des Studiums immer wieder wählen. Das Studium hat sich für mich gelohnt, da ich unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Kulturen kennenlernen durfte. Wir haben stets im Team und unter Zeitdruck gearbeitet, sodass meine sozialen Fähigkeiten stark gefordert wurden. Es war eine spannende und aufregende Zeit. Hab ich damals viel geschimpft, würde ich diese Zeit heute gern noch einmal erleben. Die Spezialisierung auf den Tourismus habe ich gewählt, da mich dieser Bereich am meisten interessiert.
Aus beruflicher Sicht muss ich heute jedoch sagen, dass ein Master im Bereich Tourismus nicht unbedingt erforderlich ist. Ich musste die Erfahrung machen, dass der Master im Tourismus noch wenig Anerkennung findet und somit auch finanziell nicht honoriert wird. Aus diesem Grund bin ich heute auch nicht im Tourismus, sondern im Bereich Transport und Verkehr tätig. Ohne meinen MBA hätte ich diese Stelle aber niemals erhalten. Alles in allem hat sich das Studium also gelohnt."
-
Barbara, MBA Business Travel Management an der HS Worms
Darum habe ich mich für ein MBA Studium entschieden:
"... um nach einigen Jahren Berufserfahrung nochmals etwas 'draufzusatteln' und neue Nahrung für den Kopf zu bekommen, mit dem Ziel, einmal auf die Kundenseite zu wechseln."
Der MBA hat sich für mich gelohnt / nicht gelohnt, weil...
- er mir in einigen Bereichen neues Wissen/Input vermittelt hat
- er hat mir innerhalb meines Unternehmens nichts gebracht - weder Aufstiegsmöglichkeiten noch eine Gehaltserhöhung (wurde mir allerdings seitens meines Unternehmens bereits zu Beginn des Studiums signalisiert - von daher wusste ich, auf was ich mich da einlasse)
- ich habe ihn einfach für mich gemacht"
Für wen ist dieses Studium zu empfehlen und wem würden Sie abraten?
"Schwierig – wenn man im Tourismus bleiben will, dann ist definitiv auch ein Tourismus MBA zu empfehlen – wenn man sich aber vorstellen kann, außerhalb des Tourismus zu arbeiten, dann könnte man einen generalistischen MBA vorziehen."
-
Daniel, MBA Gesundheitstourismus und Wellness-/ Eventmanagement an der Donau Uni Krems
Darum habe ich mich für ein MBA Studium entschieden:
"Ich habe eine Ausbildung zum Restaurantfachmann abgeschlossen und ca. 8 Jahre ein Actionsportprojekt in Osttirol aufgebaut. Bei diesem Projekt ging es um Infrastrukturentwicklung mit der Kernaktivität und Reisemotivation Snowboarden. Es entstanden ein Showpark, eine Partyhütte, Merchandise Artikel, Internationale Shootings und Events aber auch Social Media in seiner Entstehungsphase.
Nach diesem Projekt, welches ich bewusst beendet habe, bin ich in eine Aufräum- und Bewerbungsphase gekommen und habe schnell gemerkt, dass jeder mein Know-how und meine Erfahrungen gerne hätte, diese aber nicht bis in die GF-Ebene verargumentieren konnte... ‚Der hat ja kein Studium’. Resultierend aus der Erfahrung habe ich nach relevanten Studiengängen gesucht und dabei den MBA Gesundheitstourismus und Eventmanagement gefunden. Ich habe somit die Chance erhalten, meine eigene Logik zu verstehen und diese aus Managementsicht zu verargumentieren."
Der MBA hat sich für mich gelohnt / nicht gelohnt, weil...
"Ich konnte schon während des Studiums ein Projekt für das SalzburgerLand annehmen und habe dieses gelernte Wissen parallel eingesetzt und gerelaunched.
Wie schon am Ende von Punkt 1 erklärt – das Studium hat mich in den Fragen Kompetenz und Argumentation logischer aber politischer Schlussfolgerungen und strategischer Maßnahmen viel weiter gebracht und ich kann dieses gerade erfahrenen und praxisnahen Menschen sehr empfehlen."
Für wen ist dieses Studium zu empfehlen und wem würden Sie abraten?
"Ein Management Studium ist immer zu empfehlen und lehrt Techniken praxisbezogen. Ich denke, dass die Anwendungsbereiche nur mit Inhalt gefüllt werden müssen. Spezialisierte Studiengänge sind bei fokussierten Menschen zu empfehlen. Allgemeine Studiengänge für Menschen in der Bindungsphase oder mit Weitsicht."
Viele weitere Erfahrungsberichte lesen
Der MBA ist eine teure Investition in die berufliche Zukunft. Da fragt man sich als betriebswirtschaftlich interessierter Mensch logischerweise, welchen Return on Investment man erwarten kann.
„Für eine aussichtsreiche Karriere im Tourismus ist auch ein Verständnis für gesellschaftliche und politische Trends sowie wirtschaftliche Zusammenhänge ein Pluspunkt. Wichtig ist auch der frühzeitige Aufbau persönlicher Netzwerke, die eine zentrale Rolle in Job- und Geschäftsvermittlung spielen”, schreibt der Bundesverband der deutschen Tourismuswirtschaft auf seiner Webseite.
Gerade beim Punkt „Networking” werden viele MBA-Absolventen nicken. Unsere Erfahrungsberichte zeigen, dass neben der persönlichen Weiterentwicklung vor allem die Erweiterung des persönlichen Netzwerks als großer Vorteil der (Tourismus-) MBA Studiengänge gesehen wird.
Es gibt keine verlässlichen Zahlen für das Gehalt nach einem Tourismus MBA Studium. Wir können uns dem potenziellen Verdienst also nur annähern.
Die Absolventen des MBAs der Gisma Business School haben als Gehalt im Fünfjahresmittel rund 61.000 Euro angegeben. Die Handelshochschule Leipzig (HHL) nennt einen Durchschnitt von 59.600 Euro in den vergangenen drei Jahren. "Etwa 40 Prozent jener, deren Jahreseinkommen unter 50.000 Euro lag, wachsen durch einen MBA in die Kategorie 50.000 bis 75.000 Euro hinein", sagt Christian Martzel, Studienberater aus Köln.
Das würde sich mit einer Analyse der Karriereplattform Experteer decken. Sie gibt den Durchschnitt der Gehälter, die 2014 im Bereich Verkehr und Tourismus ausgelobt wurden, mit rund 70.100 Euro an. Zu beachten ist, dass Experteer sich auf die Vermittlung von Spitzenkräften spezialisiert hat. Studentische Mitarbeiter findet man dort also ebenso wenig wie Hotelfachfrauen oder Sachbearbeiter.
Ein MBA ist mehr als nur ein Gehaltsargument
Wie oben schon angesprochen, sind viele Absolventen von ihrem Titel als Master of Business Administration überzeugt. Auch wenn nicht immer alle finanziellen Hoffnungen in Erfüllung gingen, hat sie der MBA persönlich stark gefördert. Ein Auszug:
Carlton, Direktor eines Hotels
MBA Tourismus und Hospitality Management an der HTW Chur
Das MBA Studium hat sich persönlich für alle Beteiligten gelohnt. Beruflich muss ich zugeben, waren wir zunächst an das Unternehmen gebunden und nur wenige haben deshalb den Schritt nach Außen gewagt (und gewonnen). Für mich hat sich das Studium erst nach fünf Jahren als Pluspunkt gezeigt (-> Eröffnung meines aktuellen Hotels).
Paul, selbständiger Tourismusunternehmer
MBA Entrepreneurship an der Hochschule Liechtenstein
Hat sich gelohnt, weil gut für die Persönlichkeitsentwicklung und für das Netzwerk aus Kommilitonen und Dozenten.
Daniela, Assistentin der Geschäftsführung bei einem Reisevertrieb
MBA Business Travel Management an der HS Worms
Der MBA hat sich sehr für mich gelohnt, da genau das fehlende Wissen hierbei vermittelt wurde. Im Nachhinein schätze ich insbesondere den Vorteil, die neu erworbenen Kenntnisse unmittelbar im Job anwenden zu können.
Auch wenn ein berufsbegleitendes Studium ungleich mehr Aufwand als ein normales Studium bedeutet, so würde ich es aus diesem Grund wieder tun. In der Uni wusste ich nicht immer, wofür ich genau bestimmte Themen lerne, während man beim MBA die Themen nahezu genauso im Unternehmen wiederfindet.